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Große Trauer bei der Herzbrücke: Der 18-jährige Khalid verstarb wenige Tage nach der erneuten Operation in der iranischen Hauptstadt Teheran. Khalid hatte einen besonderen Platz in unseren Herzen, denn aufgrund seines Herzfehlers war er gleich zwei Mal in Deutschland gewesen und hatte mit seinem fröhlichen Wesen bei allen, die ihn kannten, einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im Winter 2012 war der damals siebenjährige Afghane das erste Mal nach Hamburg gekommen. Klein und schmächtig, aber dafür voller Lebensfreude und mit einem ordentlichen Schalk im Nacken eroberte er seine Gastfamilie – die Familie Rieß – im Sturm. Die OP des kleinen Jungen am Albertinen Herz- und Gefäßzentrum war erfolgreich: Khalids Gastvater, Herzchirurg Prof. F.-Christian Rieß, konnte den angeborenen Herzfehler komplett korrigieren. Doch schon da stand fest, dass im Erwachsenenalter die nicht angelegte Pulmonalklappe würde ersetzt werden müssen.

In den Folgejahren durfte Khalid dank Freunden und Förderern der Herzbrücke die Schule in Afghanistan besuchen, wo er sich zu einem der besten Schüler mauserte. 2016 kam der Junge dann noch einmal nach Hamburg, um den Zustand der Klappe zu prüfen. Hier besuchte er die Grundschule, lernte jeden Tag neue deutsche Wörter und fand viele Freunde – sie überbrachten ihm später eine liebevolle Videobotschaft in dem bewegenden RTL-Beitrag zur Herzbrücke, der vor Weihnachten 2017 ausgestrahlt wurde.

Bei diesem zweiten Besuch war Khalid allerdings immer noch sehr klein, so dass eine erneute Operation zu dem Zeitpunkt keinen Sinn machte. Stattdessen stellten wir ihm in Aussicht, dass wir ihn nochmal vier Jahre später wieder in Hamburg begrüßen wollten. Leider kam es anders. Erst Corona, dann die Machtübernahme der Taliban machten 2020/21 Pläne einer dritten Reise nach Hamburg zunichte.

Gemäß unserem Credo „einmal Herzbrücke-Kind, immer Herzbrücke-Kind“ unternahmen wir trotzdem größte Anstrengungen, um Khalid die immer dringlicher werdende Behandlung zu ermöglichen. Unser Kooperationspartner vor Ort, das French Medical Institute in Kabul, war dafür leider nicht geeignet, weil das nötige medizinische Material in Afghanistan nicht erhältlich war und ist. Auch ein Versuch, Khalid nach Pakistan zu bringen, scheiterte: Ein Grenzsoldat befand nach einem flüchtigen Blick, dass der Junge „nicht krank genug“ aussehe, und verwehrte ihm die Einreise.

Erst im Sommer 2023 sahen wir endlich einen Silberstreif am Horizont: Ein Arzt aus Teheran bot an, Khalid zu behandeln. So setzten wir alle Hebel in Bewegung, um den Jungen dorthin zu bringen: mit Erfolg. Mitte September reiste Khalid in Begleitung unseres afghanischen Projektkoordinators in den Iran, voller Hoffnung, bald endlich wieder gesund zu sein. Leider gab es während der Operation schwere Komplikationen. Khalid wachte daher danach nicht mehr aus der Narkose auf. Er wurde 18 Jahre alt.

Vorstand und Stiftungsrat der Albertinen-Stiftung und alle Wegbegleiterinnen und -begleiter, die Khalid kannten, trauern mit seiner Familie. Möge er in Frieden ruhen!

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